Mit einem Minimum Viable Product die Time-to Market senken und schnelles Kundenfeedback einholen.Was versteht man unter einen Minimum Viable Product?
Die Idee ist einfach, logisch und gleichermaßen genial. Bei der Produkt- und damit auch bei der Softwareentwicklung geht es darum festzustellen, ob der eingeschlagene Weg richtig ist. Haben wir die Anforderungen des Kunden passend umgesetzt? Sind wir auf dem richtigen Pfad oder geht die Entwicklung an den Wünschen der Nutzer vorbei? Entscheidend für den Erfolg eines Entwicklungsprojektes sind meist die Kernfunktionen der künftigen Software (Bild 1).

 Minimal Viable Product
Bild 1: Minimal Viable Product

Es stellen sich die folgenden Fragen:

  • Ist man in der Lage mit den vorhandenen Ressourcen (Budget, Zeit) das Projekt zu realisieren?
  • Funktioniert die angedachte Lösung aus technischer Sicht?
  • Wird man mit dem Anwendungssystem eine Lösung für das Problem erhalten?

Nur wenn diese Fragen mit „ja“ beantwortet werden können, macht es Sinn, weitere Bemühungen in die Entwicklung zu investieren. Mit anderen Worten: Zu Beginn eines Vorhabens ist die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns oft größer als das voraussichtliche Gelingen. Ein Minimum Viable Product dient dazu dieses Risiko einzuschätzen. Ein Minimum Viable Product ist eine sehr frühe Produktversion. Es wird mit einem möglichst geringen Aufwand erstellt, soll aber bereits die Kernfunktion abbilden bzw. sichtbar machen. Man möchte daran die Eignung des Produktes testen und sehr frühzeitig Anwenderfeedback abholen. Ist das Feedback positiv, dann können die gewonnenen Erkenntnisse in die weitere Entwicklung einfließen. Andererseits muss auch die Bereitschaft bestehen, das Projekt bei einer Fehlentwicklung oder bei einen nicht richtigen Lösungsansatz umfassend anzupassen oder im schlimmsten Fall auch abzubrechen.
Wichtig: Bei der Entwicklung eines Minimum Viable Products geht es nicht darum, ein Produkt mit möglichst wenigen Funktionen (Minimalismus) zu erstellen, sondern mit einem möglichst geringen Aufwand die Kernfunktionen zum Testen in der Praxis bereitzustellen. Zusätzliche Features, Funktionen für Einzelfälle und besondere Konstellationen oder Fragen des endgültigen Designs rücken dabei bewusst in den Hintergrund. Das Ziel ist es zum einem die Machbarkeit des Produktes und zum anderen die Akzeptanz bei den Anwendern abzuschätzen.

Produktes und zum anderen die Akzeptanz bei den Anwendern abzuschätzen.
Der Weg zum Minimum Viable Product folgt den Meilensteinen: „Build“, „Measure“ und „Learn“ (Bild 2). Wichtig ist es, den Projektstart zügig umzusetzen. Steht die erste Idee für das Produkt, gilt es diese auch zu einer ersten Version des Produktes weiterzuentwickeln. Der Lean Start Up-Gedanke besagt, dass wir direkt den Schritt aus der Theorie zum konkreten Produkt gehen sollen. Es macht meist keinen Sinn, das Konzept bis auf die kleinsten Details auszuarbeiten, denn spätere Anpassungen sind wahrscheinlich.

Der Weg zum Minimum Viable Produkt folgt den Meilensteinen: "Build", "Measuer" und "Learn".
Bild 2: Der Weg zum Minimum Viable Produkt folgt den Meilensteinen: „Build“, „Measuer“ und „Learn“.
  • Build: Die erste Version des Produktes sollte schnell entwickelt werden. Dabei müssen zum einem die Kernfunktionen und zum anderen die Zielgruppe im Blick behalten werden. Wer sind die Hauptnutzer des zu entwickelnden Produktes und welche Funktionen werden hier in erster Linie gewünscht?
  • Measure: Ein Test oder ein Messen des Erfolges kann man nur dann durchführen, wenn das Produkt von den späteren Anwendern auch ausprobiert und eingesetzt wird. Oft genügt es, wenn Sie die Software einem Teil der Anwender zum Testen übergeben. Das sollten nach Möglichkeit Personen sein, welche ein hohes Interesse am Produkt haben und dieses auch anwenden möchten. Diese Anwender (Early Adopter) sind meist auch bereit konstruktives Feedback zum Entwicklungsstand zu geben. Wichtig ist es jedoch, dass es sich tatsächlich um Personen aus der Zielgruppe handelt, denn ein Testen des Produktes durch andere Entwickler oder Designer ist nicht zielführend. Die Anwender sollen das Produkt umfassend testen und bewerten. Das Feedback ist zu dokumentieren und zu analysieren.
  • Learn: Das Feedback muss ausgewertet werden. Daraus werden Erkenntnisse für die Weiterentwicklung gewonnen. Es kann auch hilfreich sein, mit einer weiteren Version eines MVP zu arbeiten und sich auf diese Weise schrittweise voranzutasten.

Es gibt unterschiedliche Methoden ein Minimum Viable Product in der Praxis umzusetzen. Vielleicht kann man ein Low Code-Tool verwenden und die Kernfunktionen mit Hilfe von Wizards und grafischen Designer realisieren. Auch eine deutlich im Funktionsumfang abgespeckte Version des geplanten Systems kann ein Ansatz sein. Web-Applikationen und grafische Entwürfe können mit Hilfe von speziellen Tools für das Prototyping erstellt werden.