Design Thinking steht für Ideenfindung und innovative Problemlösungen. Der Fokus ist es neue Potenziale und unbekannte Wege zu entdecken. Das Motto lautet: „Wirklich erfolgreiche und außergewöhnliche Lösungen werden nur dann entwickelt, wenn die bekannten Annahmen und Lösungen in Frage gestellt werden und gedanklich Neuland betreten wird.“ Innovationen sollen dabei im Team erarbeitet werden. Dieses Team sollte möglichst heterogen in der Zusammensetzung sein und das Umfeld soll kreatives Arbeiten fördern. Wirtschaft, Forschung und Politik erkennen das Potenzial, das in interdisziplinären Teams steckt. Im Vergleich zu anderen Innovationsmethoden und -prozessen wird dabei ein besonderer Wert auf die Praxis und die nutzergerechte Gestaltung gelegt. Design Thinking hat bisher vor allem seine Akzeptanz in größeren Unternehmen gefunden. Kleinere und mittlere Unternehmen holen jedoch auf. Design Thinking basiert auf drei Bausteinen [1]:

  • People: Das Team wird multidisziplinär formiert. Somit wird es möglich über die Fachgrenzen hinauszugehen, agiler und schneller zu reagieren, die Vorteile der kollektiven Intelligenz zu nutzen und durch nachhaltige Arbeitsprozesse auf erstaunliche Resultate zu kommen. Der Trend dabei geht eindeutig zur Wir-Kultur und zu einem gemeinsamen Erschaffen. Die Bereitschaft zum kontinuierlichen Lernen, ganzheitlichen Denken und auch Risikobereitschaft sollten vorhanden sein. Andere Arbeitsaufgaben müssen zurückgefahren werden, d.h. dem kreativen Prozess muss ein definierter Zeitrahmen zur Verfügung stehen. Kreativität gelingt nicht unter Zeitdruck!
  • Place: Die richtige Umgebung ist wichtig! Am besten eignen sich dazu variabel umstellbare Räume, welche spontan an die Bedürfnisse des jeweiligen Projekts anpassbar sind. Tische und Stellwände sollten am besten auf Rollen bewegbar sein. Wände und andere Oberflächen können frei zum Visualisieren von Gedanken genutzt werden. Vertikale Flächen sollen zum Bekleben und Bemalen ausgelegt sein. Post-its, Farbstifte, Kleberstreifen und weiteres Material sollte bereitstehen.
  • Process: Der nachfolgend dargestellte Prozess dient als Leitfaden und ist kein Dogma. Wichtig: Im Vordergrund steht stets der Nutzer mit seinen Bedürfnissen.

Es handelt es sich um einen iterativen Prozess (Abbildung 1), d.h., nach einem Durchlauf ist man nicht am Ziel, sondern es findet eine Wiederholung der Schritte statt.

Bild 1: Der Design Thinking Prozess[1]

Die Teilnehmer durchlaufen mehrere Phasen, welche aufeinander aufbauen. Oft liegt der Fall vor, dass sich erst im Laufe eines Prozesses die wesentlichen Fragestellungen und Erkenntnisse herauskristallisieren. Gelegentlich ist auch ein Zurückspringen eine bereits durchlaufene Phase notwendig. Mit diesem zyklischen Vorgehen wird die Qualität der Ergebnisse gesteigert und ein effizientes und ergebnisorientiertes Arbeiten sichergestellt. Das Problemverständnis, die Definition der Zielgruppe und die Kenntnis um die Systemgrenzen sind dabei entscheidend. Am Ende der ersten Phase (Problem Verstehen) soll der sogenannte Design Challenge feststehen. Darunter wird die Aufgabenstellung verstanden. Man hat sich also mit der Aufgabe/ dem Problem intensiv vertraut gemacht. Das Verständnis muss ausgeprägt und spezifisch sein. Einschränkungen mit Blick auf mögliche Lösungen sind zu unterlassen.

Mögliche Fragen sind:

  • Wo liegt der Fokus?
  • Welche Regeln sind der Branche üblich?
  • Welche Gestaltungsmöglichkeiten gibt es?
  • Was sind die wesentlichen Einflussfaktoren?

Passgenaue Lösungen können nur dann entwickelt werden, wenn das Team es schafft, sich in die potenziellen Nutzer hineinzuversetzen und somit so viel wie möglich über diese zu erfahren. Eine wichtige Methode dabei sind Personas. Mit deren Hilfe können typische Nutzer mit ihren Verhalten, Lebensumständen, Problemen, Interessen und Bedürfnissen bestmöglich abgebildet werden. Schritt zwei (Definieren) ist bereits konkreter. Nach dem Verstehen des Problems muss man zu konkreten Zielen gelangen. Das Innovationsziel entspringt dabei nicht der reinen Fantasie, sondern berücksichtigt neben den Kundenaspekten auch die Einschränkungen aus technischer Perspektive und wirtschaftliche Gesichtspunkte (Abbildung 2). Ziele können also nur in der Art formuliert werden, wenn die technische Umsetzung im Bereich des Möglichen liegt. Beispielsweise ist ein Ziel, ein Elektroautomobil mit einer Reichweite von 1.000 km auf den Markt zu bringen, unakzeptabel ist, wenn man genau weiß, dass die Batterietechnologie noch nicht soweit ist. Auch betriebswirtschaftlich, muss sich das Ziel grundsätzlich darstellen lassen.

Bild 2: Die Rolle der Kundenorientierung im Design Thinking Prozess [2].

Bei der Beschäftigung mit dem Thema wird viel Material zusammengetragen. Dieses ist für die weitere Verarbeitung aufzubereiten. Dazu kann zum Beispiel jeder Teilnehmer seine Skizzen, Fotos, Notizen usw. an einer Wand präsentieren. Diese Informationen werden analysiert, bewertet und in das Gesamtkonzept eingeordnet.
Weiter geht es im nächsten Schritt mit der Ideenfindung. Es geht darum innovative und vielversprechende Ideen zu entwickeln. Die Ergebnisse werden sortiert, visualisiert und vorgestellt. Anschließend werden diese hinsichtlich Umsetzbarkeit und Rentabilität bewertet. Wichtig: Ideen dürfen nicht zu früh aussortiert werden. Die letzte Phase beschäftigt sich mit dem Erstellen von Prototypen (Textkasten Prototyping). Diese ermöglichen es die Lösungsvorschläge greifbar zu machen und diese dem Kunden besser vorzustellen. Außerdem sind sie ein wesentlicher Erfolgsgarant. Wenig überzeugende Lösungsvorschläge werden auf diese Weise frühzeitig aussortiert.

Innovation ist eine Grundlage und Motor des Design Thinkings! Das Ziel ist es, über kurz oder lang eine Innovation hervorzubringen. Grundsätzlich kommt die Innovation durch die Marktnachfrage („demand-pull“) oder durch das Marktangebot („technology-push“) zustande. Nachfolgen geben wir einen Überblick über die Objekte der Innovation und klassifizieren nach dem Innovationsgrad [3]. Innovation steht für „Neuerung“ oder „Erneuerung“. Bezüglich des Innovationsobjektes unterscheidet man zwischen Produktinnovation, Verfahrensinnovation und Sozialinnovation. Bei der Produktinnovation liegt der Fokus auf der Neugestaltung von Produkten, bei der Verfahrensinnovation auf der Neuausrichtung der Prozesse und Sozialinnovationen beschäftigen sich mit Veränderungen im Humanbereich. In der Praxis kommen die Innovationsarten meist in Kombination vor. Hinsichtlich des Innovationsgrades kann zwischen der radikalen und inkrementellen Innovation unterschieden werden. Radikal ist die Innovation, wenn das technologische Wissen sich signifikant vom bestehenden Wissen unterscheidet. Bei der inkrementellen Innovation wird die Funktionalität des bestehenden Produktes schrittweise verbessert.

Hoch innovative Branchen wie der IT-Sektor sind stetig auf der Suche nach Innovationen. Im Bereich der Softwareentwicklung sind Innovationen gerade im Bereich der Lösungskonzeption und der Verbesserung der Benutzererfahrung gefragt. Design Thinking kann dabei helfen, den Nutzer mit seinem Problem besser zu verstehen und eine neuartige Lösung zu entwickeln. Dabei tritt die Technik zunächst in den Hintergrund. Wichtiger sind ein umfassendes Problemverständnis und das Zulassen ganz anderer Herangehensweisen. Trotz aller Planung ist und bleibt Softwareentwicklung ein kreativ-schöpferischer Akt!

Links & Literatur

[1] http://hpi.de/school-of-design-thinking/design-thinking/

[2] https://static5.rkw-kompetenzzentrum.de/fileadmin/media/publications/2014/Innovation/Faktenblatt/20140924-Design-Thinking.pdf

[3] Seher, F.: Designing Innovation. Design Thinking im Spannungsfeld zwischen Innovation und Großunternehmen, 2011

[4] Kretzschmar, O.: Innovationsmethodik „Design Thinking“, Stuttgart 201